Sternsingen zum 70. Mal!
Das Sternsingen der Katholischen Jungschar fand zum Jahreswechsel 2023/24 zum 70. Mal statt und bleibt doch dynamisch wie eh und je. Das hat die Aktion den vielen aktiven Menschen zu verdanken, die sich jedes Jahr neu für die gute Sache einsetzen. Die Erfolgsgeschichte hat 1954 klein begonnen und ist über die Jahre zu einem solidarischen Marathon der Nächstenliebe gewachsen.
Begonnen hat es mit einer Lichtstafette, die im Jahr 1954 das Licht aus Lourdes (Frankreich) in 12 europäische Länder brachte. In Österreich wurde der Staffellauf von der Katholischen Jungschar organisiert, begleitet wurden die Kinder von einem Jeep der MIVA (Missions-Verkehrs-Arbeitsgemeinschaft). Auf die Frage, wie man sich dafür bedanken könnte, schlug der MIVA-Geschäftsführer, Karl Kumpfmüller, vor, den Brauch des Sternsingens zu reaktivieren und die Spenden einem Motorrad für Pater Michael Ortner in Uganda zu widmen. 42.387.- Schilling (3080.- Euro) wurden zum Jahreswechsel 1954/55 ersungen, das reichte sogar für drei Motorräder.
Lichtstafette: Am 22. Mai 1954 laufen Staffelläufer mit dem Licht in Wien-Hütteldorf ein. (C) Archiv KJSÖ
Dieser überraschende Erfolg ermutigte die Bundesleitung der Katholischen Jungschar, die Sternsingeraktion in größerem Maßstab durchzuführen. Vereinzelt hatte es zwar nach dem 2. Weltkrieg in unterschiedlichen Landesteilen lokale Initiativen gegeben, um den Brauch des Sternsingens zu beleben. Die Jungschar verfolgte aber das ehrgeizige Ziel, die Sternsingeraktion in ganz Österreich zu etablieren. Zudem wurde der christliche Brauch mit einem solidarischen Anliegen gekoppelt, mit der Unterstützung notleidender Mitmenschen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Der Plan ging auf, die Erfolgsgeschichte nahm über die Jahre hinweg bis heute weiter Fahrt auf.
Mit dem gesellschaftlichen Wandel hat sich der Brauch des Sternsingens im Laufe der Zeit verändert. Sprüche und Lieder wurden angepasst, Gewänder in neuem Design geschneidert, die lokale Durchführung mit Aktionsmanagement und Medienarbeit professionell unterstützt. Gleichgeblieben und von der österreichischen Bevölkerung so geschätzt ist allerdings der Kern des Sternsingens: Die „Heiligen Drei Könige“ bringen die weihnachtliche Friedensbotschaft und den Segen für das neue Jahr.
Auch beim Einsatz der Spenden kam es zu einer Professionalisierung der Dreikönigsaktion, Hilfswerk der Katholischen Jungschar. In engem Austausch mit den Partnerorganisationen aus 19 Ländern des globalen Südens bereiten die Länderreferent*innen die Entscheidungen der Jungschar-Gremien vor. Rund 500 Hilfsprojekte werden so jährlich unterstützt, die Laufzeit beträgt dabei jeweils drei Jahre.
Wiener Sternsingerinnen. (C) Gerhard Haller
Für den sorgfältigen Umgang mit Spenden erhielt die Dreikönigsaktion 2001 als eine der ersten Organisationen das österreichische Spendengütesiegel. Zunehmend wurde es auch als wichtig erachtet, auch auf der nördlichen Halbkugel das Bewusstsein für notwendige Veränderungen zu schaffen, mit Bildungsarbeit und mit anwaltschaftlichem Einsatz.
Die Dreikönigsaktion ist ein wichtiger Player in der entwicklungspolitischen Szene Österreichs. So wurde 1968 der Österreichische Entwicklungsdienst (ÖED, heute HORIZONT 3000) für den Personaleinsatz von Entwicklungshelfer*innen und 1993 FAIRTRADE mitbegründet. 1996 wurde die Partnerorganisation eRko dabei unterstützt, das Sternsingen in der Slowakei zu etablieren. Die Dreikönigsaktion ist auch europaweit gut vernetzt, zum Beispiel mit anderen europäischen Sternsinger-Organisationen.
Auch die Corona-Pandemie hat die Sternsingeraktion nicht stoppen können. Viele Pfarren sind unter strengen Sicherheitsvorkehrungen Sternsingen gegangen, andere haben kreative neue Ideen entwickelt, um die Friedensbotschaft zu verbreiten. Mit den positiven Erfahrungen der letzten Jahre sind die Sternsinger-Aktiven sehr zuversichtlich, dass die Erfolgsstory der Sternsingeraktion weitergeht.