Königliches Jubiläum zur 70. Sternsingeraktion
Was sich Elon Musk & Co von der Zukunft erhoffen, das leistet die Sternsingeraktion schon jetzt, nämlich dem Prozess der Alterung zu entkommen. Seit 1954 wird das Sternsingen jährlich immer wieder durch engagierte Kinder und Jugendliche neu aufgefrischt. Generationen von Sternsinger*innen haben diese einzigartige Kombination aus segensbringendem Brauchtum und solidarischem Einsatz für eine gerechte Welt zu einer wahren Erfolgsgeschichte gemacht.
Im Jahr 1954 hat die Katholische Jungschar auf Anregung der MIVA mit dem Sternsingen in Österreich begonnen - zuerst auf kleiner Flamme, aber recht bald flächendeckend in ganz Österreich. Was waren die Meilensteine, die aus einer fast zufällig entstanden Initiative eine breite Bewegung mit einem professionellen Hilfswerk, der Dreikönigaktion der katholischen Jungschar, gemacht haben?
Funfact: Ganz zu Beginn durften sich nur Buben als Könige verkleiden, die Mädchen durften zwar singen und einen Stern mitführen, aber nur unverkleidet. Gott sei Dank übernahmen rasch auch Mädchen königliche Aufgaben, heute stellen sie sind rund zwei Drittel der Sternsinger*innen. Wenn wir schon bei Zahlen sind: Die Sternsingeraktion findet heute in nahezu allen der 3.000 österreichischen Pfarren statt. 85.000 begeisterte Kinder und Jugendliche bzw. 30.000 ehrenamtliche Erwachsenen bilden die höchst aktive Basis.
In den ersten Jahren wurden die Spenden ausschließlich für die Beschaffung von Fahrzeugen für die Mission verwendet. Bald wurden jedoch Richtlinien entworfen, wie die Spenden in unterschiedlichen entwicklungspolitischen Bereichen eingesetzt werden sollten. Das mündete in der Gründung der Dreikönigsaktion als professionellem Hilfswerk der Katholischen Jungschar. In engem Austausch mit den Partnerorganisationen aus 19 Ländern des globalen Südens bereiten die Länderreferent*innen die Entscheidungen der Jungschar-Gremien vor. Rund 500 Hilfsprojekte werden jährlich unterstützt, die Laufzeit beträgt dabei jeweils drei Jahre. Schwerpunkte sind Kinderrechte und -schutz, nachhaltige Landwirtschaft und einkommensschaffende Initiativen, Menschenrechte und Umweltschutz, Stärkung von Zivilgesellschaft und engagierter Kirche.
Mädchen beim Sternsingen
Zunehmend wurde es als wichtig erachtet, auch auf der nördlichen Halbkugel notwendige Veränderungen zu bewirken. Anwaltschaftlicher Einsatz und Lobbyarbeit stehen den Partner*innen in Afrika, Asien und Lateinamerika zur Seite und fordern faire Spielregeln in den globalen Beziehungen. Beispiele sind die Kampagnen 1985 für das Ende der Apartheid in Südafrika, 1987 für die Rechte der indigenen Bevölkerung in Brasilien, 2011/12 gegen die Zerstörung des Regenwaldes durch das Kraftwerk Belo Monte oder aktuell für „Kinderarbeit stoppen“. Auch die Bildungsarbeit der Dreikönigsaktion will globales Bewusstsein schärfen, zum Beispiel durch interkulturelle Begegnungen wie dem Lern- und Solidareinsatz oder Besuchen von Partner*innen aus dem globalen Süden in Pfarren und Schulen.
Die Dreikönigsaktion wurde auch ein bedeutender Player in der entwicklungspolitischen Szene Österreichs. 1968 wurde der Österreichische Entwicklungsdienst (ÖED, heute HORIZONT 3000) für den Personaleinsatz von Entwicklungshelfer*innen und 1993 FAIRTRADE mitbegründet. Gemeinsam mit über 40 anderen NGOs setzt sich die Dreikönigsaktion 2012/13 mit der Kampagne „Mir Wurscht“ für eine Aufstockung der beschämend niedrigen Mittel beim Budget für Entwicklungszusammenarbeit ein.
1996 wurde die Partnerorganisation eRko dabei unterstützt, das Sternsingen in der Slowakei zu etablieren. Die Dreikönigsaktion ist auch europaweit gut vernetzt, zum Beispiel mit anderen europäischen Sternsinger*innen-Organisationen.
Die Erfolgsgeschichte der Sternsingeraktion wurde durch die Coronapandemie nur kurz unterbrochen. Seitdem geht es wieder aufwärts, das Engagement der Pfarren ist ungebrochen – um den Menschen in Österreich die weihnachtliche Friedensbotschaft und den Segen für das neue Jahr bringen. Und um der Vision einer gerechten Welt näher zu kommen, auf der alle Menschen würdig leben können. Darauf können alle Beteiligten und alle Unterstützer*innen wahrlich stolz sein.
Mit Bischof Kräutler an der Seite der Indigenen. Foto: Claudemir Monteiro-CIMI