Fallstudie: Engagement bewEISEN

Menschenrechts- und Umweltschutz in Eisenerz-Lieferketten


Die vorliegende Fallstudie wirft einen Blick auf die Abbauorte von Eisenerz in Brasilien. Was kann und muss sich bei uns ändern, damit unsere rohstoff-intensive Lebensweise und unsere industrielle Produktion hierzulande keine negativen Auswirkungen auf Menschenleben und Umwelt anderswo hat?

Mangel an Transparenz bei Eisenerzimporten nach Österreich

Eisen ist das Metall der Menschheitsgeschichte. In der industriellen Produktion wird 20-mal mehr Eisen eingesetzt als alle anderen Metalle zusammen. Die globale Förderung von Eisenerz hat sich in den letzten zwanzig Jahren fast verdreifacht. Da es eine relativ große österreichische Eisen- und Stahlindustrie gibt, werden auch erhebliche Mengen an Eisenerz importiert. Es besteht aber ein eklatanter Mangel an Transparenz: Als einziges Land in der EU veröffentlicht Österreich seit 2018 keine statistischen Daten zu seinen Eisenerzimporten.

Monica Maria de Carvalho Rolla versucht nach der Schlammlawine zu bergen und reinigen, was noch möglich ist. Foto: Isis Medeiros

Schäden der Dammbrüche von Mariana und Brumadinho wirken nach

In den Schlammwellen der Bergbau-Desaster von Mariana (2015) und Brumadinho (2019) starben mindestens 291 Menschen. Entlang ganzer Flussläufe kam es zu massiven Zerstörungen. Der ausgetretene Bergwerksabfall führt bei der betroffenen Bevölkerung zu anhaltenden Problemen in Bezug auf Gesundheit, Wasserversorgung, Einkommensmöglichkeiten und Umweltschäden. Dazu kommen massive psychosoziale Belastungen. Die Prozesse zu Entschädigung und Wiedergutmachung verlaufen schleppend. Die Betroffenen haben kaum Mitsprachemöglichkeiten bei der Gestaltung der Wiederaufbauprogramme.

Der Trend zur Regulierung: Wie würde ein europäisches „Lieferkettengesetz“ helfen?

Es gibt seit mehreren Jahren einen Trend, regulatorisch Mindeststandards festzulegen und Sorgfaltspflichten verbindlich zu regeln. Im Februar 2022 hat die Europäische Kommission einen Vorschlag für ein europäisches „Lieferkettengesetz“ vorgelegt, der auch Eisenerz-Lieferketten umfasst. Die Analyse des Richtlinienentwurfs zeigt positive Aspekte, etwa Transparenzzuwächse, die Etablierung von Sorgfaltspflichten für gesamte Lieferketten, sowie die Sanktionierung bei Nicht- oder Schlechterfüllung von Sorgfaltspflichten auf. Nachbesserungen werden u. a. beim Geltungsbereich, beim Zugang zur Justiz und beim effektiven Schutz von Kinderrechten eingemahnt.

Foto: Fred Romero (CC BY 2.0) https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/