In Brasilien brennt der Wald – in Europa brennt der Hut

Entwicklungspolitische Organisationen fordern von Bundesregierung, auf Distanz zum Handelsabkommen EU-Mercosur zu gehen

Wien, 26.08.2019 - Die verheerenden Waldbrände im brasilianischen Amazonas-Gebiet haben die internationale Aufmerksamkeit auf das Handelsabkommen der EU mit den Mercosur-Ländern Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay gelenkt. Diese Vereinbarung sieht die weitgehende Liberalisierung des Handels vor und stößt auf massive Kritik.

„Bolsonaro und die Brandstifter der Agrarlobby beweisen, dass der Schutz der Umwelt, des Klimas und der Indigenen für sie keine Rolle spielen. Da das EU-Mercosur-Abkommen bei Verstößen gegen Klima- und Umweltschutz zahnlos ist, darf es nicht ratifiziert werden. Irland und Frankreich stehen einer Ratifizierung bereits skeptisch gegenüber. Auch Österreich muss nun Farbe bekennen. Klimaschutz und Menschenrechte dürfen keine hohlen Phrasen sein.“, mahnt Markus Meister von Welthaus Diözese Graz-Seckau.

In Brasilien wüten derzeit die schwersten Waldbrände seit Jahren. Mit fast 73.000 registrierten Bränden ist das ein Anstieg von 83% im Vergleich zum Vorjahr. Diese katastrophalen Zustände hängen mit der Politik des rechtspopulistischen Präsidenten Jair Bolsonaro zusammen. „Die Zunahme der Waldbrände ist die sichtbarste Folge der Aufweichung von Umweltregulierungen, die von der Regierung Bolsonaro vorangetrieben wird. Zusätzlich zur Schwächung der Umweltkontrollen hat Bolsonaro öffentlich zur Nutzung und damit zum Raubbau des Amazonas aufgerufen.“, erklärt Lucía Andrade der Comissão Pró-Índio de São Paulo.

Kritik kommt auch von INCUPO, einer argentinischen Organisation, die sich für die Rechte von Indigenen einsetzt. „Die massiven Entwaldungen und Brandrodungen sind ein Skandal. Leider ist die derzeitige Situation nur die erneute Zuspitzung einer Entwicklung, die bereits seit Jahrzehnten anhält. Es kommt in den Ländern Südamerikas zu ungerechten und unrechtmäßigen Aneignungen von natürlichen Ressourcen. Vor allem die indigenen Völker werden dabei ihrer Lebensräume beraubt. Wir sagen daher "Nein" zu einem Freihandelsvertrag, der einem weiteren Raubbau Vorschub leistet.“, ergänzt Graciela Gasperi von INCUPO.

„Die Liberalisierung von Märkten darf keinen höheren Stellenwert als Menschenrechte und Umweltschutz genießen. Gerade die Öffnung der Agrarmärkte begünstigt agroindustrielle Produktion, die nachweislich zu Menschenrechtsverletzungen und Zerstörung von Ökosystemen führt. Wir fordern, dass dieses Abkommen nur ratifiziert wird, wenn Menschenrechtsverletzungen sowie Verstöße gegen Umwelt- und Klimaschutz sanktionierbar und ihre Einhaltung durchsetzbar sind“, betont Marieta Kaufmann, Anwaltschaftsreferentin der Dreikönigsaktion – Hilfswerk der Katholischen Jungschar abschließend.

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Markus Meister, markus.meister@welthaus.at, +43 676 87423020