Segen und Fluch des Goldes
Gedanken von Pater Bernhard Pesendorfer CM
Seit Menschen die ersten Goldnuggets entdeckt haben fasziniert dieses Edelmetall durch Generationen hindurch und über Kulturen hinweg. Gold steht seitdem für alles was wichtig und wertvoll ist, auch für alles was mit Macht und Einfluss zu tun hat. Im religiösen Bereich steht das Gold als Symbol für den Bereich des Göttlichen. Im christlichen Kontext kennen wir die mit Blattgold hinterlegten Ikonen aus der orthodox/orientalischen Tradition, die vergoldeten Heiligenstatuen aus der katholischen Tradition oder wertvolle in Goldverzierung gefasste Bibeln aus den protestantischen Traditionen. Auch liturgische Geräte aller Traditionen sind meist aus Metall gefertigt, vergoldet und mit Edelsteinen verziert. All das weist auf den göttlichen Bereich hin dem diese Gegenstände zuzuordnen sind.
Gold hat aber auch seine Schattenseiten. Wie kaum ein anderes Material entfacht es die Gier des Menschen. Gold gilt bis heute als eine der sichersten und Krisenresistentesten Wertanlagen. Dementsprechend versucht der Mensch an entsprechendes Gold zu kommen. Die Tage der Goldschürfer, wie wir oft noch romantische Bilder im Kopf haben, sind längst vorbei. Gold wird heute von großen Konzernen auf Kosten unfair behandelter Arbeiter und unter schlechten Bedingungen für Umwelt und Natur industriell aus dem Boden geholt. Für mich stellt sich ehrlich die Frage, ob heute nicht andere Materialien im religiösen Bereich Göttliches besser sichtbar machen als Gold. Die Materialien Holz, Keramik und Glas sind mir da besonders ans Herz gewachsen. Holz begleitet mich als gelerntem Tischler schon lange in meinem Leben und auch als Priester wenn es um die Ausstattung von Kirchen und Kapellen geht, die meinem Verantwortungsbereich unterliegen. Der direkte Bezug zur Schöpfung kommt für mich im Material Holz besonders direkt zum Ausdruck. Keramik steht für einen Moment der Menschheitsgeschichte, in dem Vorratshaltung, und somit Überleben, auf eine neue Stufe gehoben wird. Für mich ein besonderer Bezug zur Eucharistie, denn in Tongefäßen hält sich Korn bis heute am Längsten. An Glas schätze ich besonders die Transparenz. Kirchen mit schönen Glasfenstern gehören mit zu dem Beeindruckendsten, wenn ich in der Steiermark unterwegs bin. Diese drei Materialien begleiten mich auch in der Liturgie, ich habe Kelchgarnituren und andere Geräte aus Holz, Keramik und Glas stets selber mit, wenn ich feiere und die Rückmeldungen der Mitfeiernden war stets Positiv. Ich stelle mir auch oft vor, dass die Weisen aus dem Osten mit diesen drei Gaben heute zu Jesus kommen würden. Mit einer schönen Schatulle aus Holz voller Pflanzensamen, als Verweis auf die Schöpfung Gottes. Mit einem Keramiktopf voller Getreidekörner, als Verweis auf das Brot des Lebens, das Jesus uns ist. Und mit einem Glaskelch voller reifer Früchte, in dem Gott als Freude durchlässig wird auf unsere schöne Welt hin. Ich lade ein, darüber nachzudenken.
Pater Bernhard Pesendorfer CM. Foto: Gerd Neuhold