Brasilien-Referentin Marieta Kaufmann im Interview
Indigene in Amazonien
Die Zerstörung des Regenwaldes bedroht das Überleben der indigenen Völker und verschärft die weltweite Klimakrise. Unsere Brasilien-Referentin Marieta Kaufmann im Interview.
Mit welchen Problemen haben Indigene im Amazonasgebiet zu kämpfen?
Die Indigenen stehen vor einer Reihe von Herausforderungen, aber die größte ist aktuell die Zerstörung des Regenwaldes. Wer den Regenwald zerstört, der raubt den dort lebenden indigenen Völkern die Lebensgrundlage. Holzfäller/innen, Bergleute, Viehzüchter/innen und dahinterstehende Unternehmen dringen in ihren Lebensraum ein, brandroden es in großem Stil und nehmen es illegal in Beschlag. Dabei würde gerade die brasilianische Verfassung indigenen Völkern einen weitgehenden Schutz ihrer Territorien, ihrer Sprachen und ihrer Kulturen zusichern. Doch die aktuelle brasilianische Regierung unter Präsident Jair Bolsonaro ignoriert die Rechte der indigenen Völker und begünstigt die skrupellose wirtschaftliche Ausbeutung des Regenwaldes. So will sie auch das 2002 ratifizierte Übereinkommen Nr. 169 der Internationalen Organisation für Arbeit (ILO), das einzige international rechtsverbindliche Abkommen zum Schutz der Rechte indigener Völker, aufkündigen. So verlieren die indigenen Völker im Amazonasgebiet Brasiliens nicht nur Land und Nahrungsgrundlagen, sondern werden auch systematisch ihrer Kulturen beraubt. Wer sich zu Wehr setzt, wird bedroht, auch mit Gewalt.
Wie betrifft uns das in Österreich?
Wird der Regenwald, die „Grünen Lunge der Erde“ so rasant vernichtet, beschleunigt das den weltweiten Klimawandel. Die brasilianische Politik macht es multinationalen Großkonzernen sehr leicht Regenwald in großem Stil abzuholzen und auch illegal zu roden. Sie bauen in riesigen Monokulturen vor allem Soja als Futtermittel für Massentierhaltung an, bedienen sich der tropischen Hölzer, schürfen die zahlreichen Bodenschätze wie z.B. Bauxit für Aluminiumproduktion oder treiben Mega-Infrastrukturprojekte voran. Auch muss der Regenwald großen Weideflächen für den Rinderfleisch-Export oder der Produktion von Palmöl weichen. Die Produkte dieser internationalen Konzerne landen auch in den Einkaufswägen der Österreicher/innen.
Was tut die Dreikönigsaktion? Was können wir tun?
Die indigenen Völker von Amazonien schützen und verteidigen mit ihrer Lebensweise den Regenwald vor weiterer Zerstörung. Wenn wir die Rechte der Indigenen stärken, ist ihr Überleben gesichert, aber auch der Fortbestand des Regenwaldes und damit konsequenter Klimaschutz.
Mit Sternsingerspenden unterstützen wir daher eine Partnerorganisation in Brasilien, die die betroffenen indigenen Völker vor Ort begleitet. Und hier in Österreich haben wir gemeinsam mit anderen Organisationen eine Unterschriftenaktion gestartet, die sich an die Politik wendet.
Worum geht es in dieser Petition?
Die Ausbeutung des Regenwaldes findet auch mit Beteiligung europäischer Unternehmen statt. Die Forderung an die österreichische Bundesregierung ist es, sicherzustellen, dass österreichische Unternehmen nicht indirekt zu der Zerstörung des Amazonas beitragen. Dafür soll Österreich bzw. die Europäische Union einen rechtlichen Rahmenschaffen, der die Unternehmen auch für die Auswirkungen im Rahmen der globalen Lieferkette verantwortlich macht. Ebenso appellieren wir an die österreichische Politik, international für die Verteidigung indigener Landrechte einzutreten und die Ratifikation des ILO Übereinkommens 169 zum Schutz der Rechte indigener Völker zu beschließen. Beides soll die Verletzung indigener Rechte in Brasilien verhindern und den Regenwald schützen. So wäre dies auch ein wesentlicher Beitrag zu einer engagierten Klimapolitik.
Die brasilianische Regierung fordern wir auf, die Zerstörung des Regenwaldes zu stoppen und die Rechte der indigenen Völker auf ihr Land und auf staatliche Leistungen in Gesundheits- und Bildungsbereichen zu respektieren.
Für diese großen Anliegen zählt also jede Unterschrift. Bitte unterschreiben auch Sie diese Petition.